Fußfehlstellung, Gelenkschmerzen, Lüneburg

Fußfehlstellungen: Fuß- und Beinstellungen

Die wichtigsten Fußfehlstellungen

Bei der Beschreibung der Fußfehlstellungen beschränke ich mich auf diejenigen Fehlstellungen der Füße, die ich in meiner Praxis therapeutisch beeinflussen kann:

  • Knickfuß
  • Knick-Senkfuß
  • Senkfuß
  • Spreizfuß
  • Hohlfuß
Warum entsteht eine Fußfehlstellung? | Fußfehlstellung, Gelenkschmerzen, Lüneburg

Warum entsteht eine Fußfehlstellung?

Durchschnittlich tragen die Füße einen Menschen während seines gesamten Lebens etwa 150.000 km weit. Bei Läufern sind es noch viele Kilometer mehr. Obwohl die Füße offensichtlich so wichtig sind, kümmern sich vielen Menschen mehr schlecht als recht um das Wohlergehen ihres Fundamentes.

Ursprünglich waren die menschlichen Füße dazu gemacht, barfuß genutzt zu werden. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Nutzungsverhalten der Füße jedoch extrem gewandelt. Das schon im Kindesalter feste Schuhe getragen werden, ist zur Normalität geworden. So haben die Füße keine Chance, sich optimal zu entwickeln. Denn Barfußlaufen stärkt die Fußmuskulatur und schult die Koordination.

Entwicklung der normalen Fußstellung
Die Haut der Füße ist im Säuglings- und Kleinkindalter weich und geschmeidig. Erst mit der zunehmenden Laufbelastung entwickelt sich die feste Hornhaut. Und auch erst mit dem weiteren Wachstum entwickelt sich das typische Längsgewölbe eines voll entwickelten Fußes. Auffallend an Kinderfüßen ist, dass sie viel schneller als andere Körperteile wachsen. In den ersten Lebensjahren wachsen sie bis zu zwei Zentimetern, was drei Schuhgrößen entspricht. Daher ist besonders in dieser Entwicklungsphase ein häufiger Neukauf von gut passenden Schuhen für die normale Fußentwicklung unumgänglich.

Die Säuglingsfüße sind meist noch leicht einwärts gebogen. Aufgrund der Fettverteilung am Fuß erscheint dieser plump und flach. Etwa ab dem zehnten Monat beginnen Babys sich aufzustellen und schulen neben ihrem Gleichgewicht und ihren Muskeln den ganzen Bewegungsapparat.

Die Entwicklung gesunder Füße ist auch mit der des gesamten Beines verbunden. Denn mit jedem Entwicklungsschritt wie Rollen, Krabbeln und später Laufen, werden Muskeln und Bänder stärker.

Die Entwicklung des Körpers
In den ersten zwei Lebensjahren ist der Körperbau kompakt:

  • großer Kopf mit fehlender Streckung der Halses
  • gedrungener Rumpf
  • kurze Beine
  • O-Beine
Die Entwicklung der Beinachsen nach der Geburt

A. O-Beinstellung

Babys haben in den ersten Lebensmonaten sog. O-Beine und eine Knickfußhaltung. Der Grund für die O-Beine liegt im begrenzten Platz in der Gebärmutter. Damit könnte das Kleinkind weder lange laufen, noch das Körpergewicht tragen.

Die O-Beinstellung, der gedrungene Körperbau sind für die ersten Gehversuche wiederum von Vorteil, weil durch den breiten Gang eine verbesserte Stabilität und Sicherheit resultiert. Im Laufe des zweiten Lebensjahres strecken sich die Kleinkinder, eine Entwicklung, die Hand in Hand mit dem Muskelaufbau und der Streckung der Bänder und Sehnen verläuft.

Im Stand und beim Gehen kommt es aufgrund der O-Beine zu einer erhöhten mechanischen Belastung an der gelenknahen Innenseite von Oberschenkel und Schienbein. Daraus folgt eine verstärkt einseitige Beanspruchung des kniegelenknahen Wachstumsknorpels. Dieser Druck bewirkt zum einen Wachstumsreiz am Knorpel und zum anderen vollzieht sich dadurch die Verknöcherung der sog. Wachstumsfuge auf der Innenseite schneller als außen. Damit wächst die Innenseite des Beins stärker als auf der Außenseite. So kommt es vordergründig zum Ausgleich der O-Beine.

B. Die X-Beinstellung

Aber als Folge des asymmetrischen Wachstums entwickeln sich die Beinachsen hin zu einer X-Beinstellung, der typischen Beinstellung von Kleinkindern.

C. Die finale Beinstellung

Meistens kommt es bis zum sechsten Lebensjahr zur Ausbildung einer geraden Beinstellung, so, wie sie sich beim Erwachsenen findet. Diese Entwicklung kann sich manchmal aber auch bis zum zehnten Lebensjahr hinziehen. Spätestens bis zum vierzehnten Lebensjahr sollte sich die Beinstellung von alleine komplett normal eingestellt haben. Bis dahin ist auch das Längenwachstum und die Ausdifferenzierung der Muskeln abgeschlossen.
Bleibt die O- oder X-Beinstellung bestehen, wird diese kurz über lang zu Gelenkschmerzen führen.

Die U-Untersuchungen beim Kinderarzt

Den Kinderärzten obliegt es bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen die Entwicklung der Bein- und Fußstellung zu überwachen, um Abweichungen von der Normalität rechtzeitig erkennen und der Entwicklung einer Fußfehlstellung frühzeitig gegensteuern zu können. Denn nur durch rechtzeitig durchgeführte und fachgerechte Maßnahmen lassen sich Fehlentwicklungen in der Statik und besonders die Entwicklung einer Fußfehlstellung vermeiden und mögliche negative Folgen für die Gesundheit vermeiden bzw. reduzieren.

Grundregeln für die Entwicklung einer gesunden Körperhaltung
  • viel barfuß laufen, mindestens bis zum Beginn des Erwachsenenalters
  • passendes Schuhwerk
  • gut sitzend, aber nicht zu fest
  • gutes Fußbett
  • Meidung von Schuhen mit Absätzen
  • wenig Sitzen und viel Bewegung

Je aktiver die Füße beansprucht und umso weniger sie beengt werden, desto stabiler werden sie im späteren Leben sein. Das ist die beste Vorbeugung einer Fußfehlstellung vorzubeugen.

Folgen und Spätfolgen einer fehlerhaften Körperhaltung
Den Füssen von Babys und Kleinkindern wird eine große Aufmerksamkeit geschenkt, doch leider verliert diese sich häufig, wenn die Kinder größer werden. Falsches Schuhwerk, wirkt sich auf die Fußstellung und -Form sowie die Körperhaltung aus. Sie kann später verantwortlich sein u.a. für:

  • Rückenprobleme im weitesten Sinne
  • Bandscheibenvorfälle
  • Gelenkschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Kieferprobleme
  • Sehstörungen
  • Funktionsstörungen der inneren Organe
Gelenkschmerzen als Folge der Fehlstatik
Die Fußfehlstellung, aber auch eine Achsenfehlstellung der Beine kann das statische System in Mitleidenschaft ziehen. Alle bzw. ein Teil der beweglichen Abschnitte des Skelettsystems müssen sich u.U. daraufhin anpassen. Damit kann die Grundlage für Gelenkschmerzen an den verschiedensten Stellen gelegt werden.

Ohne in diesem Zusammenhang zu sehr auf die Details eingehen zu wollen, gibt es am menschlichen Skelettsystem ca. 360 bewegliche Verbindungen. Es werden unterschieden:

  • echte Gelenke (ca. 100)
  • gelenkartige Verbindungen (ca. 260)

A. Echte Gelenke

Ein Gelenk ist dann echt, wenn folgende anatomische Voraussetzungen vorliegen:

  • zwei Gelenkpartner
  • gelenküberziehender Knorpel
  • Gelenkspalt
  • Gelenkkapsel

B. Gelenkartige Verbindungen

Dabei handelt es sich um solche Verbindungen, zwischen denen eine mehr oder weniger gute Beweglichkeit besteht, bei denen aber die Kriterien von Punkt A. nicht vorliegen. Dazu zählen z.B.:

  • Knorpelverbindungen (z.B. Bandscheibe, Schambeinknorpel)
  • Bänder (z.B. zwischen den Wirbelkörpern)
  • Sehnen

Mit eine wenig Phantasie lässt sich erahnen, warum eine Fußfehlstellung in der Folge zu den verschiedensten und fernab von den Füßen gelegenen Gelenkschmerzen führen kann.

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